ANWENDERBERICHT – DR. MED. DENT. MARTIN TIGGES/DORTMUND

In unserer parodontologischen Praxis werden schwere PAR-Fälle zusätzlich mit einem Laser behandelt. Bei dem verwendeten Millennium Waterlase handelt es sich um einen Er,Cr:YSGG- (erbium chromium yttrium scandium gallium garnet) Laser mit 2.780 nm.

Die Energie wird durch ein koaxiales Luft-Wasser-Gemisch übertragen. Der Verdampfungsgrad liegt bei diesem Laser um die 75 % H2O und somit wird Überhitzung und Dehydratisierung des Gewebes vermieden. Die erzielten Ergebnisse weichen in positiver Hinsicht von den durchschnittlichen Ergebnissen einer konventionellen Lappen-OP ab. Der Laser ist eine in der Parodontologie leider nicht genutzte Chance, regenerative Therapien zu verstärken. Die Strategie des Recalls und Re-entries sind im günstigsten Fall Erhaltungstherapie, aktiver Attachmentgewinn kann nur durch GTR und GBR erreicht werden.1,2
Der Einsatz eines Lasers ermöglicht das regenerative Potenzial der konventionellen Lappen-OP voll auszuschöpfen. Vergegenwärtigen wir uns die limitierenden Faktoren der Lappen-OP: 1. Konkurrenzverhalten von Saumenephithel und Alveolarknochenzellen zu Gunsten des Gingivaepithels führt zum langen Saumepithel.

Laserunterstützte regenerative Parodontaltherapie

Laserunterstützte regenerative Parodontaltherapie

2. Ungünstige Defektmorphologie erfordert Knochenresektion oder man belässt entzündliches Gewebe. Ein Reattachment ist nur in geringem Umfang möglich. Das nächste Re-entry ist vorprogrammiert. Mit dem Waterlase lässt sich die Lappen-OP deutlich verbessern. Durch ein Druckluft-Wassergemisch wird das entzündliche Gewebe wie mit einem Hochdruckreiniger aus dem Defekt entfernt.
Das Luft-Wasser-Gemisch kann im Vergleich zu anderen Lasern oder konventionellen Techniken leichter tiefe, schwer zugängliche Taschen und Furkationen konsequent bearbeiten, ohne Alveolarknochen opfern zu müssen. Aus der Membrantechnik kennen wir die Vorteile schmaler, tiefer Knochendefekte bei der Heilung. Durch den Laser kann auf Resektion verzichtet werden und trotzdem ist eine gründliche Entfernung des entzündlichen Gewebes gewährleistet.3
Die flächig mit dem Laser bearbeiteten intraossären Defekte zeigen Blutungspunkte, die schnell koagulieren. Dieser Blutungspunkt-Effekt wird in der Knochentransplantation benutzt, um eine bessere Einheilung zu gewährleisten. Durch die großflächige „Verletzung“ des Knochens wird eine große Menge an Wachstumsfaktoren freigesetzt. Der positive Effekt von PDGF und IGF ist  ausreichend dokumentiert.4-6 Da die Regeneration auch stark von epithelfreiem Raum abhängt, benutzen wir ein α-Tricalciumphosphat als Platzhalter und osteokonduktives Material. α-Tricalciumphosphat ist innerhalb der biologischen Heilungszeiten resorbierbar und wird daher nicht bindegewebig eingekapselt.7,8 Durch die Lasertherapie lässt sich bei minimalsten chirurgischen Vorgehen das maximale regenerative Potenzial der Lappen-OP erreichen. Selbst bei Grad III Furkationen „Kontraindikationen“ ist eine Verbesserung deutlich sichtbar. Durch die Verbesserung der OP-Technik mittels Laser lassen sich Attachmentgewinne erzielen, die über die bisher zu erwartenden Ergebnisse weit hinausgehen.

Zusammenfassung

Kombinationstherapie in der Parodontologie bündeln die Vorteile einzelner Therapieansätze zu einem praxisrelevanten Konzept. Die Vielzahl von Untersuchungen hat die Vor- und Nachteile einzelner Parodontaltherapien deutlich gemacht. Durch einen speziellen Lasertyp lässt sich das chirurgische Vorgehen deutlich verbessern. Auf eine Knochenresektion bei ungünstiger Defektmorphologie kann völlig verzichtet werden. Der Attachmentgewinn ist entsprechend groß, ca. 40 % der Taschentiefe.

Literatur
1 Karring, T., Lindhe, J., Cortellini, P.: Regenerative periodontal therapie. In Lindhe, J., karring, T. ,Lang, N. P. (eds): Clinicle Periodontology and Implant Dentistry.
2 Karring, T., Nyman, S., Gottlow, J., Laurell, L.: Development of the biological concept of guided tissue regeneration – animal andhuman studies. Periodontol 2000 1, 26.35.
3 Jepsen, S., Eberhard, J.,Herrera, D., Needleman, I.:A systematic review of Guided tissue regeneration for periodontal Furcation defects. What is the effect of Guided tissue regeneration compared with Surgical debridement in the treatment of Furcation defects? J Clin Periodontol 29 (Suppl 3), 103–116 (2002).
4 Lyngstadaas, S.P., Lundberg, E., Ekdahl, H., Andersson, C., Gestrelius, S.: Autocrine growth factors in human periodontal ligament cells cultured on enamel matrix derivative. J Clin Periodontol 28, 181–188 (2001).
5 Nevins, M., Camelo, M., Nevins, M.L., Schenk, R.K., Lych, S.E.: Periodontal Regeneration in humans using recombinant And allogen bone. Jperiodontol 74.
6 Nevins, M.L., Camelo, M., Lych, S.E,. Schenk, R.K., Nevins, M.: Evaluation of periodontal regeneration following grafting human histologic report. Int J Periodontics Restorative Dent 23, 9–17 (2003).
7 Howell, T.H., Fiorellini, J.P., Paquette, D. W., Offenbacher, S., Giannobile, W.V., Lych, S.:A phase I/II clinical trial to evaluate a combination of recombinant human platelet Derivrd growth factor-BB and recombinat Human insulin-like growth factor-I in patient with periodontal disease. JPeriodontal 68, 1.186–1.193 (1997).
8 Mora,F., Ouhayoun, J.P.: Clinical evahydroxyapatite implants in periodontal bone lesions: results of 1-year follow-up. J Clin Periodontol 22, 877–884 (1995).

Da die Abbildungen mit einer Intraoralkamera gemacht wurden, ist die Qualität der Bilder zu entschuldigen.

Korrespondenzadresse:
Dr. med. dent. Martin Tigges
Hansastr. 44
44137 Dortmund
Fax: 02 31/57 97 79